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19. Oktober 2006: Datenschutz im Hightech-Zeitalter: "Vom grossen Bruder und kleinen Schwestern"
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Station:ORANGE 94.0
Series:netwatcher
Title:19. Oktober 2006: Datenschutz im Hightech-Zeitalter: "Vom grossen Bruder und kleinen Schwestern"
Language:German
Abstract:Experte: Hightech drängt Datenschutz zurück - BILD "Kleine Schwester Wirtschaft holt gegenüber großem Bruder Staat auf" - Verantwortungsvoller Umgang mit Daten wird zum Wettbewerbsfaktor BILD zu OTS - Datenschutzexperten und Vertreter der Wirtschaft diskutierten im Rahmen der APA-E-Business-Community im Haus der Musik. V.l.n.r.: Thomas Stern (Braintrust/Moderator), Christian Schaumann (T-Mobile Austria), Gerhard Handler (diamond:dogs), Hannes Dünser (Österreichische Webanalyse), Walter Peissl (Institut für Technikfolgenabschätzung) und Erich Moechel (ORF Futurezone). Wien (OTS) - Die Fortschritte im IT-Bereich locken nicht nur den Staat, durch neue Anwendungen "für Sicherheit zu sorgen", auch die Wirtschaft wird sich des - für sie überaus lukrativen - Potenzials von personenbezogenen Daten bewusst. "Das Grundrecht auf Privatsphäre kommt dadurch zunehmend unter Druck", erklärte Walter Peissl, stv. Direktor des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung (ITA), bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der APA-E-Business-Community gestern, Donnerstag, Abend in Wien. Es habe beim Datensammeln eine Verschiebung vom öffentlichen in den privatwirtschaftlichen Bereich gegeben: "Nicht der große Bruder Staat, sondern die kleine Schwester Wirtschaft ist in diesem Bereich auf dem Vormarsch." Seit den Terroranschlägen vom 11. September trete aber auch die staatliche Seite wieder vermehrt auf den Plan. Zurzeit sei eine massive Asymmetrie zwischen den Interessen der Betriebe und dem Bewusstsein der Kunden feststellbar. "Da ist man nicht auf gleicher Augenhöhe", so Peissl. Viele Daten würden aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit hergegeben. "Die Intransparenz der Technik hat zu mangelndem Vertrauen geführt, wodurch sich auch Probleme für E-Commerce und elektronisches Bezahlen ergeben", konstatiert der Experte. Drei große technische Entwicklungen hätten diesen Trend verstärkt: Digitalisierung, Miniaturisierung und Vernetzung. "Im Telekom-Bereich können Kommunikationsprofile angelegt werden, beim Mobilfunk kommen Bewegungsprofile und beim Internet Interessensprofile dazu. Die zunehmende (Video-)Überwachung erlaubt die Identifikation im öffentlichen Raum und Genanalyse sowie Diagnostik führen zu Aussagen über mögliche zukünftige Lebens- oder Verhaltensweisen", sagte Peissl. Zusätzlich werde die Entwicklung durch "externe Schocks", etwa Terroranschläge, angeheizt. "Sucht nach Öffentlichkeit" vs. Privatsphäre Entgegen wirken könne man dem nur durch Bewusstseinsbildung, Technikgestaltung und der Anpassung des Datenschutzrechts. Notwendig sei eine Behörde, "die Technik, Personal und ein Budget hat, mit dem man auch proaktiv arbeiten kann". In der Gesellschaft gebe es sich widersprechende Trends: Einerseits die "Sucht nach Öffentlichkeit" - Beispiele dafür sind Talkshows, Blogs und Co. - sowie ein höheres Sicherheitsbedürfnis, was schließlich zu mehr Überwachung führe. Andererseits steige das Grundbedürfnis nach Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten. Als mittelfristige gesellschaftliche Folgen sieht der Experte beispielsweise eine soziale Segmentierung, etwa wenn virtuelle Datenspuren zu Nachteilen im "echten Leben" führen, oder angepasstes Verhalten. "Früher oder später wird man nicht mehr tun, was man will, sondern was man denkt, was von einem erwartet wird", glaubt der Wissenschafter. Die Einschränkung der Autonomie werde gesellschaftlich und demokratiepolitisch fatale Folgen haben. Langfristig sei ein "subtiler Zwang zum Konformismus" absehbar: "Es ist ein Unterschied, ob ich wie bei Amazon bestimmte Bücher vorgeschlagen bekomme, oder im Geschäft die Regale durchforste. Durch dieses ’Mainstreaming’ geht die Triebfeder für Entwicklung verloren", glaubt Peissl. Datenschutz wird zum Wettbewerbsfaktor "Neben der Tatsache, dass bestimmte Daten dazu benötigt werden, um einen gewünschten Dienst überhaupt erst erbringen zu können, erlauben Nutzerdaten auch, individuell auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse einzugehen", relativierte Christian Schaumann von T-Mobile Austria. Theoretisch gebe es zwar Missbrauchsmöglichkeiten, man bewege sich aber nicht in einem rechtsfreien Raum. "Die rigorosen Rahmenbedingungen werden auch genau kontrolliert", so Schaumann. Außerdem rücke der Datenschutz zunehmend ins Bewusstsein der Kunden. "Wir haben beispielsweise einen Dienst, der die Ortung des Teilnehmers voraussetzt, aufgrund der Reaktionen wieder eingestellt, obwohl er datenschutzrechtlich völlig unbedenklich war", erklärte der Manager. Mittelfristig sei davon auszugehen, dass sich entsprechende Datenschutz- und Datensicherheitskonzepte zu nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsfaktoren entwickeln würden. Aber auch für Firmen als Betroffene spiele Datenschutz eine große Rolle: "Früher war es viel Aufwand, etwas über einen Betrieb herauszufinden. Heutzutage weiß der Mobilfunker, welches Unternehmen wen im Außendienst hat, wann er aktiv und wo er unterwegs ist", erklärte Erich Moechel von der ORF Futurezone. Ein weiteres Beispiel sei die Übermittlung der Passagierdaten an die USA: "Daraus lassen sich viele Informationen über Unternehmen und ihre Mitarbeiter ableiten - etwa Aktivitäts- und Bewegungsprofile." Im Privatbereich sieht Moechel Grundrechte wie Unschuldsvermutung, Privatsphäre und Datenschutz durch automatisierte Überwachungsprozesse in weiten Teilen der Gesellschaft "de facto bereits jetzt außer Kraft gesetzt". Neue Technologien bergen auch Chancen Von den Vorteilen für die Nutzer durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten ist hingegen Hannes Dünser, Geschäftsführer der Österreichischen Webanalyse (ÖWA), überzeugt. "Die ÖWA erfasst seit 1998 Userdaten der Internetnutzer auf den Websites, um dem Markt geprüfte Kennzahlen zur Verfügung stellen zu können. In Zukunft möchte die ÖWA auch qualitative Daten erheben, wobei unter anderem Data Mining-Techniken zum Einsatz kommen", sagte Dünser. Allerdings würde man darauf achten, stets den Datenschutzrichtlinien zu entsprechen. "Personenbezogene Daten werden unverzüglich gelöscht, sobald sie für statistische Zwecke nicht mehr gebraucht werden. Verbesserte Technologien sehen wir nicht als Bedrohung, sondern als Chance", erklärte der ÖWA-Chef. Eher kritisch steht Gerhard Handler, Geschäftsführer diamond:dogs, den neuen "Schürf-Techniken" gegenüber. "Was sind die Daten, die da gesammelt werden, überhaupt wert? Ich glaube, dass die Qualität eher schlecht ist. Außerdem wissen nur zehn Prozent der Unternehmen überhaupt etwas damit anzufangen", sieht Handler das Thema Data Mining eher als Frage der Wirtschaftlichkeit. Auch wenn die Schublade mit 25 Kundenkarten gefüllt sei, würden die Angebote beim User nicht ankommen. "Das wird alles sehr eindimensional betrieben", so Handler. Bild(er) zu dieser Meldung finden Sie im AOM/Original Bild Service, sowie im APA-OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at Rückfragehinweis: E-Business-Community Barbara Rauchwarter Tel.: (01) 36060 - 5700 mailto:ebc@apa.at
Keywords:Es diskutieren: Walter Peissl (Institut f�r Technikfolgen-Absch�tzung/ITA), Hannes D�nser (�sterreichische Webanalyse), Gerhard Handler (diamond:dogs), Erich Moechel (ORF Futurezone) und Christian Schaumann (T-Mobile)., 19. Oktober 2006: Datenschutz im Hightech-Zeitalter: "Vom gro�en Bruder und kleinen Schwestern", Other
Topics:
Human Practices and Social Issues
Politic, politic systems and Wars
Sciences and Technologies
Spatial coverage:regional, global, weltweit
Production date:2006-10-24
Broadcast date:2006-10-24 10:30:00+02
Entry date:2006-10-24
Last modification:2006-10-24

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